Brasilien im Ausnahmezustand...

04. Juni 2018
Der angekündigte zweite Streik trat heute 00:00 Uhr Gott sei Dank nicht ein. Nun werden über soziale Medien noch verbreitet, dass es sich um Morgen Dienstag 00:00 Uhr handle. Wir nehmen jedoch stark an, dass dies nur noch Ausläufer eines Misslungenen zweiten  Streikversuches sind. 

 

Herzlichen Dank für eure grossartige Gebetsunterstützung in den letzten beiden Wochen. 


01. Juni 2018

Seit gestern sind die meisten Autobahnabschnitte offen und die Lastwagen liefern wieder Benzin. Vereinzelt sieht man noch kleinere Autoschlangen vor den Tankstellen, oder die Tankstellen haben nur Benzin oder Diesel im Angebot. 

 

Da sich die Regierung in die Preispolitik des halbstaatlichen Mineralölunternehmen Petrobras eingemischt hat (Senkung des Diesel-Preises um die streikenden Lastwagenfahrer zu besänftigen) trat nun heute der CEO zurück. Was dies nun für Petrobras und ganz Brasilien bedeutet, ist noch unklar. Pertrobras gehört zum grössten Teil der Regierung und sollte Privatisiert werden. Genau dagegen protestieren nun die streikenden Mitarbeitenden. Der Streik zeigt erste Wirkung: Während die allermeisten Tankstellen heute Benzin verkaufen, ist bei den meisten Petrobras Tankstellen (von denen gibt es hunderte hier in Recife) das Benzin bereits ausgegangen... Der Aktienkurs sank um fast 15% und der Wechselkurs CHF - Reais stieg auf den neuen Jahresrekordwert von 3.80 (Was sich andererseits positiv für unseren Hausbau auswirkt...).

 

Über soziale Medien wird überall verbreitet, dass Montag 00:00 Uhr ein noch viel stärkerer Streik beginnen wird! Dies verunsichert uns sehr, wissen wir doch nicht, ob es sich hierbei nur um einen bösen Scherz handelt oder ob der Streik weitergeht... Herzlichen Dank betet ihr weiterhin für diese Krise in Brasilien. 

 

Heute Nachmittag fuhr ich (Tobias) deshalb nach Recife um die für den Bau benötigten Stromkabel zu besorgen. Geplant hatte ich dies für nächste Woche, nun zog ich es heute vor. Bald schon können wir die Stromkabel im Missionshaus einziehen. Auf dem Hin- und Rückweg nach Recife tankte ich das Auto voll auf; wobei ich beim Rückweg nur gerade 3 Liter tankte. Was soll's dachte ich mir, Hauptsache unser Auto ist Zuhause voll getankt... :-)  


30. Mai 2018

Heute, während dem 10. Streiktag fuhr ich (Tobias) mit den Schweizer Missionaren Michael & Gabriela ins Zentrum von Camaragibe, um in einem Supermarkt für uns Privat und für das Kinderheim einzukaufen. Zur Zeit bilden wir wenn immer möglich Fahrgemeinschaften, um so wenig Benzin wie möglich zu verbrauchen. Unser Supermarkt hatte Gott sei Dank noch fast alle Waren, welche wir für unser Projekt und für uns Privat benötigen. Es fehlen vor allem Früchte & Gemüse, welche nicht nachgeliefert und deshalb nicht mehr im Sortiment sind. 

 

Unser Bauführer arbeitet weiterhin mit einer reduzierten Truppe an unserem Missionshaus. Wir sind Gott so dankbar, dürfen wir einen solch engagierten und weisen Bauführer haben. Zurzeit erledigen sie Arbeiten, welche wichtig & dringend sind, jedoch nicht so viel Material verbrauchen. Lastwagenlieferungen mit Sand & Steinen sind im Moment leider nicht möglich.

 

Durch die Medien erhalten wir immer noch sehr unterschiedliche und widersprüchliche Nachrichten. Laut mehreren Quellen sollte der Streik heute beendet und die Tankstellen aufgefüllt worden sein. Auf unserem Rückweg passierten wir jedoch viele Tankstellen ohne Benzin, vor welchen jedoch kilometerlangen Autoschlangen auf Benzin warteten. Trotzdem hoffen wir, dass diese Meldung stimmt und das Auffüllen der Tankstellen einfach mehr Zeit benötigt.

 

Zudem traten in Recife die Busschauffeure in den Streik ein und blockierten wichtige Verkehrsachsen. Auch die Raffinerie-Mitarbeitenden sind heute in einen 72 Stündigen Streik eingetreten.

 

 

Die Lage bleibt weiterhin schwierig und wir sind euch für eure Gebetsunterstützung sehr dankbar!


28. Mai 2018

Zur Zeit ist die Situation sehr unübersichtlich. Aus unterschiedlichen Quellen erhalten wir abweichende Informationen. So tönt es aus einer Quelle, dass der Streik vorbei sei. Aus einer anderen Quelle vernehmen wir, dass die Streikenden weiterfahren und es noch keine Beruhigung gibt. 

 

Ab Mittwoch wollen nun auch noch die Raffinerie-Mitarbeitenden streiken. Aus anderen Quellen vernehmen wir, dass Buschauffeure und Bankmitarbeiter auch noch in den Streik eintreten wollen...

 

In der Bevölkerung geniessen die Streikenden grosse Sympatien. Es gibt fast keine Person hier, welche den Streik verurteilt; trotz all den Einschränkungen, mit welchen wir zur Zeit leben müssen. Für die meisten Menschen hier ist die korrupte Regierung an allem Schuld. Trotz grossem Druck aufgrund des Streiks, geben diese jedoch immer noch nicht nach und bieten den Streikenden Kompromisse an, die ihnen nicht genügen.

 

Wir sind Gott so dankbar, dass es uns immer noch sehr gut gehen darf. Heute fuhren die amerikanischen Missionare ins Zentrum von Camaragibe und konnten noch immer alle Lebensmittel besorgen, die sie & unser Kinderheim benötigten. Uns brachten sie gefrorenes Fleisch mit, das einzige was wir in unserer kleinen Gefriertruhe nicht in grossen Massen lagern können.

 

Unser Bauführer ist ein Held. Obwohl er heute nur mit drei Mitarbeitenden anreisen konnte, machten sie das Beste aus dem Tag und konnten viele Arbeiten erledigen. Es war ihm sogar möglich Ziment zu bestellen - welcher promt heute noch geliefert wurde. Gott sei Dank geht der Bau unseres Missionshauses trotz allen Strapazen weiter.

 

Jael wird auch Morgen nicht in die Schule gehen können. Obwohl dies für sie kein Problem darstellt... :-) 

Danke dürfen wir weiterhin auf eure Gebetsunterstüzung zählen. 


26. Mai 2018

Die Lage bleibt weiter schwierig. Die Regierung knickt nicht ein, weshalb die Lastwagenfahrer weiter streiken... 

 

Nun sollten wenigstens Notversorgungen getätigt werden. Die Regierung lässt Spitäler, Polizei, Feuerwehr und den öffentlichen Verkehr mit Benzin versorgen. Zudem soll das Militär die Strassenblockaden räumen.

 

Im Moment mangelt es uns, bis auf Benzin, an nichts. Ich konnte heute Morgen, wie immer am Samstag, eine grosszügige Brotspende in einer befreundeten Bäckerei abholen. Am Abend dann durfte ich, wie jeden Tag, Essensreste in einem Restaurant holen. Auch die Apotheke konnte mir alles verkaufen, was ich brauchte. Somit läuft alles in unserem Projekt "With open Arms" normal. 

 

Unsere Bauarbeiter arbeiteten bis gestern die ganze Woche durch und das eingekaufte Material für unseren Hausbau wurde heute pünktlich mit dem Lastwagen geliefert. 

 

Da wir unser Auto nur noch für wichtige Angelegenheiten benutzen, haben wir immer noch einen halb vollen Tank. 

 

Trotzdem sind wir verunsichert wie es weiter geht... Wann geht Jael wieder in die Schule (Montag wurde bereits abgesagt)? Kann der Hausbau fortgeführt werden? Reicht unser Benzin? Reichen die Lebensmittel? 

 

... und vor allem: wann wird dieser Streik endlich beendet? 

 

Danke für eure Rückendeckung im Gebet!


24. Mai 2018

Seit diesem Montag 21. Mai 2018 leben wir hier in Brasilien im Ausnahmezustand. Was ein paar Lastwagenfahrer begonnen haben, schwappte über in einen nationalen (25 von 26 Staaten) Protest.

 

Der Benzinpreis, insbesondere der Dieselpreis in Brasilien ist seit längerem sehr hoch. Zu hoch fanden ein paar Lastwagenfahrer (meist kleine Privatunternehmer) und begannen die Zufahrten zu Ölraffinerien und verschiedene wichtige Autobahnen zu blockieren. Weitere Lastwagenfahrer schlossen sich an und stoppten jegliche Lieferungen. Was klein begann, wuchs auch dank sozialen Medien zu einem nationalen Protest.

 

In ganz Camaragibe, aber wohl auch Recife gibt es keine Tanstelle mehr, welche Diesel/Benzin Reserven verfügt. Das ganze öffentliche Transportwesen wurde auf 50% begrenzt. Erste Supermärkt melden, dass ihr Sortiment sich dem Ende neigt. Spitäler können nicht mehr alle Dienste anbieten, Apotheken melden den Ausstand von Medikamenten...

 

Nun wird sich das Militär einschalten. Es ist geplant, dass in mehreren Staaten (inklusive unserem Staat Pernambuco) das Militär die Strassensperren räumt. Zudem wir die Militärpolizei mit der öffentlichen Sicherheit beauftragt (auch der Polizei geht das Benzin aus).

 

Die Lastwagenfahrer indess zeigen noch keinen Einbruch in ihrer Streik-Tätigkeit. Sogar private Autobesitzer sind in den Streik eingestiegen und blockierten heute wichtige Strassen in Recife.

 

Was bedeutet dies für De Bracos Abertos und für uns als Familie: Wir in De Bracos Abertos haben jegliche nicht dringend benötigten Fahrten gestrichen und die Kinder besuchen nicht mehr die Schulen (Diese haben heute eh die Türen geschlossen, da auch dem Lehrpersonal das Benzin ausging). Esswahren sollten wir sicherlich noch für mindestens eine Woche auf Vorrat haben.

 

Gott sei Dank ging ich (Tobias) am Dienstag nochmals das Auto volltanken. Der Streik hatte damals bereits begonnen, jedoch noch keine direkten Auswirkungen auf die Tankstellen gehabt. Damaris kaufte letzte Woche für zwei ganze Wochen ein und konnte heute nochmals einen Einkauf tätigen. Wir sind somit Benzintechnisch und Lebensmitteltechnisch versorgt. Jael besuchte heute Morgen das vorerst letzte Mal die Schule, ab heute Nachmittag schloss auch die eccoprime ihre Türen.

Trotz allem setzt uns dieser Ausnahmezustand sehr zu und wir sind unsicher, was noch alles auf uns kommen mag. Wie reagiert die Bevölkerung auf das Militär (in der Vergangenheit übernahm das Militär bereits einmal das Zepter in Brasilien)? Wie geht es den Strassenkindern (wir gehen davon aus, dass auch die vielen Organisationen, welche Suppen auf die Strassen bringen, ihre Tätigkeiten aufgrund von Benzin-Mangel einstellen)?

 

Herzlichen Dank für eure Gebetsunterstützung. 

Kilometerlange Autoschlangen vor einer Tankstelle hier in Aldeia
Kilometerlange Autoschlangen vor einer Tankstelle hier in Aldeia
Warteschlange vor einer Tankstelle hier in Aldeia
Warteschlange vor einer Tankstelle hier in Aldeia
Streik in Camaragibe
Streik in Camaragibe
Streik in Camaragibe
Streik in Camaragibe
Streik in Camaragibe
Streik in Camaragibe